Damit ist Housing First die wahrscheinlich wichtigste Innovation in der Wohnungslosenhilfe in den letzten 30 Jahren. Das Konzept wurde in den frühen 1990ern von Dr. Sam Tsemberis in New York entwickelt und hat sich seitdem als sehr erfolgreich darin erwiesen, Obdachlosigkeit bei Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf zu beenden. Es wird in den USA, Kanada und mehreren europäischen Ländern angewendet. Am konsequentesten wird Housing First seit über 15 Jahren in Finnland realisiert, der Erfolg ist beeindruckend: Die Obdachlosigkeit sinkt in diesem Land rapide und beständig.
Housing First ist für Menschen konzipiert worden, die ein hohes Maß an Hilfe brauchen, um Obdachlosigkeit überwinden zu können. Housing First richtet sich insbesondere an obdachlos lebende Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen, mit Problemen der psychischen und physischen Gesundheit, mit problematischem Drogen- und Alkoholkonsum, mit chronischen Erkrankungen oder mit Behinderungen. Housing First richtet sich auch an Menschen, die von langfristiger oder wiederholter Wohnungslosigkeit betroffen sind und denen neben anderen Unterstützungsbedarfen oft auch ein soziales Netzwerk fehlt, seien es Freund*innen, Familie oder andere Formen von Gemeinschaft.
Der Begriff „Housing First“ ist Programm: Gesichertes Wohnen wird als Ausgangspunkt der Unterstützung verstanden, nicht als dessen Ziel. Housing First stellt zuerst einen Wohnraum zur Verfügung und bietet erst auf dieser Grundlage andere Unterstützungen an. Die Erfahrung zeigt, dass mit dem eigenen Zuhause die Voraussetzung dafür gegeben ist, sich wieder als Teil einer Gemeinschaft zu erfahren und die eigenen Probleme erfolgversprechend anzugehen. Housing First setzt dabei den Fokus auf die Verbesserung der Gesundheit, auf das gesamte Wohlergehen und den Aufbau stabiler sozialer Beziehungen. Ziel ist es, dass die ehemals obdachlos lebenden Menschen wieder den regulären, normalen Zugang zu medizinischer und/oder psychischer Versorgung finden, dass sie ein tragfähiges soziales Netzwerk aufbauen und je nach Interesse und Vermögen einer künstlerischen Aktivität, einer Ausbildung, einem Training oder einer bezahlten Arbeit nachgehen können.